Vor der Erfindung der Dampfmaschine, aber auch noch lange Jahre danach waren Segel die sicherste und effizienteste Methode ein Schiff anzutreiben. Erst mit der Einführung des Dieselmotors konnten die Segel im letzten Jahrhundert endgültig bei der Frachtschiffahrt abgelöst werden.
Seit dieser Zeit gab es Segelschiffe fast nur noch für sportliche Zwecke. Und es sah so aus, als würden die klassischen Windjammer aussterben und komplett von der Bildfläche verschwinden.
Aber einige überlebten die Zeit des Niedergangs unbeschadet oder wurden neu aufgeriggt. Und heute erleben sie einen ungeahnten Boom. Immer wieder hört man von Bemühungen, alte Schiffe zu restaurieren oder nachzubauen und so gehören traditionell getakelte Segelschiffe wieder zu den alltäglichen Dingen auf den Weltmeeren.
Das Segeln dieser Schiffe gehört zweifellos zu den besonderen Augenblicken im Leben. Plötzlich werden die "alten" Zeiten wieder wach. Wind und Wellen bestimmen den Kurs viel mehr als bei moderneren Schiffen und Worte wie Seemannschaft oder Kameradschaft erhalten eine völlig neue Bedeutung.
Bisher konnte ich auf drei Windjammern an Törns teilnehmen. Diese Schiffe und die Törns möchte ich Euch im Folgenden vorstellen.
ist eines der am längsten in Deutschland wieder genutzten traditionell getakelten Schiffe. Entstanden ist das Projekt aus der Idee zweier Männer, die den Rumpf Ende der 70er fanden.
Ich bin bisher dreimal auf diesem Schiff gesegelt. Zuerst einen kurzen Kennenlerntörn von drei Tagen (dann zwei kurze Törns auf der Roald Amundsen), im gleichen Herbst zwei aufeinanderfolgende kurze Törns in der dänischen Südsee und im Herbst 95 schließlich den 8-Wochentörn über den Atlantik.
Im Herbst 1992 konnte ich an zwei Törns auf der Brigg Roald Ammundsen teilnehmen.
Beide Törns starteten von Saßnitz auf Rügen, Unser erstes Ziel war Bornholm, beim zweiten Törn ging es nach Malmö. Auch hier konnte ich als Stammcrew mitfahren. Das Schiff war gerade erst knapp zehn Wochen in Betrieb, alles wirkte noch sehr neu und unbenutzt.
Die Segelbedingungen waren für so ein Schiff fast ideal. Der Wind blies selten mit weniger als 5Bft, in Spitzen erreichte er aber auch 9Bft. Dazu hatte sich durch den beständigen Nordost eine Welle von ca. 4 Metern aufgebaut, so daß ordentlich Bewegung im Schiff war.
Einige der Gäste fanden die Bedingungen wohl nicht so optimal und verließen in Malmö das Schiff. Leider mußte ich den zweiten Törn zusammen mit ihnen in Malmö beenden, da ich noch eine Regatta fahren mußte.
An der Roald faszinierten mich die hervorragenden Segeleigenschaften (das Schiff läuft immerhin 60° zum wahren Wind, was für einen Windjammer ein sehr guter Wert ist. Dadurch ist richtiges Kreuzen möglich) und die beiden Kapitäne, die mit dem Schiff ausgezeichnet umgehen konnten.
Aber es war auch noch gut zu merken, daß das Schiff erst zehn Wochen unterwegs war und außerdem stellten sich einige Konstruktionsmerkmale als sehr ungünstig heraus. So waren z.B. Kombüse und Messe achtern untergebracht. Dadurch war es bei dem doch recht starken Seegang sehr anstrengend sowohl zu kochen, als auch zu essen. Nach dem Eindecken mußte sich z.B. an jeden Tisch jemand setzen und alles, was auf dem Tisch stand, sehr gut festhalten. Und dann waren mir auch die Kojen zu groß. Ich hatte in meiner Querkoje nicht wirklich die Chance, ruhig zu schlafen, da ich keinen Halt im Bett fand.
Durch Zufall kam ich Ende August 2000 zu einem Törn auf der Barkentine Atlantis.
Meine Mutter hatte bei einem Preisauschreiben diesen Törn als den Hauptpreis gewonnen. Alle Bekannten und Verwandten sagten darauf, da hat es ja wohl die Richtigen getroffen, soviel wie die gesamte Familie segelt. Aber leider kam dieser Preis zu spät für meinen Vater, der an allem "Schuld" ist, jedoch leider im Frühjahr 1999 viel zu früh und völlig unverhofft verstarb.
Doch dadurch hatte ich endlich wieder einmal die Gelegenheit, auf einem Großsegler zu segeln, noch dazu auf einem, bei dem ich wohl sonst nicht mitgefahren wäre, vor allem wegen des Preises von ca. 5000,- DM für eine Woche und zwei Personen.
Der Törn startete in Palma de Mallorca und führte uns nach Formentera und Ibiza.
Die Atlantis ist im Gegensatz zu den bisher von mir besegelten Schiffen komplett kommerzeill betrieben. Die Crew ist also fest angestellt und war auch dementsprechend bunt gewürfelt. Ein Großteil der 12-köpfigen Besatzung kam aus den Niederlanden und Deutschland, aber der Käptīn kam aus der Karibik, der 2. Steuermann aus Belgien, der Chief aus Östereich und unsere Köche aus Neuseeland und Australien.
Die Gäste kamen (bis auf einen in Deutschland lebenden Australier) alle aus Deutschland und spalteten sich vom Alter her in eine junge und eine alte Fraktion. Aber die Simmung an Bord war gut, und irgendwen über den man lästert, benötigt man sowieso.
Gesegelt wurde leider wenig, wir waren an unseren Fahrplan gebunden und wenn gesegelt wurde, dann mit minimaler Besegelung und irgendetwas erklärt wurde garnicht. Wenn mal mitgesegelt werden sollte, beschränkte es sich auf hier und da mal etwas an den Leinen ziehen und fertig.
So mutierte das Ganze auch mehr zu einer Kreuzfahrt mit Segeln oben drauf, als zu einem wirklichen Törn. Aber das Schöne war, das Essen schmeckte meistens hervorragend und die Service-Crew, speziell unsere holländischen Mädchen, war immer freundlich und hilfsbereit.